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Höheres Schadensrisiko

Die Versicherung einer Ferienimmobilie unterscheidet sich vom Wohngebäude

Dr. Wolfgang Otto, hat sich u.a. spezialisiert auf die Versicherung von Ferienimmobilien. 

Dr. Otto: Bei einer Ferienimmobilie ist das Schadensrisiko für den Versicherer deutlich höher als bei einem normalen Gebäude. Das liegt daran, dass sich nicht ständig jemand in dem Haus befindet, um zeitnah bei einem Brand, einem Sturmschaden oder einem Rohrbruch zu reagieren und die Auswirkungen zu begrenzen. Zweitens werden Ferienhäuser häufig nicht massiv gebaut, sondern aus Holz oder in Holzständerbauweise und darüber hinaus nicht mit Ziegeln eingedeckt, sondern z. B. mit Stroh oder Reet. All das erhöht die Feuergefahr deutlich und führt zu höheren Kosten bei einem Schaden.

Nicht zuletzt stehen Ferienhäuser häufig abseits und außerhalb von Siedlungen und sind damit einer erhöhten Einbruchgefahr ausgesetzt.

Welche Versicherungen sind aus Ihrer Erfahrung für Vermieter einer Ferienimmobilie sinnvoll?

Dr. Otto: Die Grundabsicherung eines Ferienhauses ist die Wohngebäudeversicherung. Diese sichert die Gefahren Feuer, Leitungswasser und Sturm/Hagel ab. Sehr zu empfehlen ist darüber hinaus die Absicherung der Naturgefahren, auch unter der Bezeichnung Elementarschadenversicherung bekannt. Sie hilft bei Wetterextremen, wie Überschwemmung, Überflutung, Starkregen, Schneedruck, Erdrutsch, Erdbeben.

Bei vermieteten Immobilien ist eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung unabdingbar. Das ist nicht erforderlich, wenn Sie das Ferienhaus nur selbst nutzen. In diesen Fällen ist die Haftpflicht in der Privathaftpflichtversicherung enthalten und braucht nicht gesondert abgeschlossen werden.

Außerdem ist eine Rechtsschutzversicherung für Vermieter sinnvoll, um bei möglichen Streitigkeiten mit Behörden, Nachbarn oder Handwerkern nicht selbst das Kostenrisiko tragen zu müssen.

Eine Hausratversicherung ist dann zu empfehlen, wenn Sie größere Sachwerte in Ihrem Ferienhaus haben. Sonst reicht meist die Hausratversicherung der Hauptwohnung aus, welche mit der sogenannten Außenversicherung einen Anteil (meist 20 – 30%) des Hausrats im Ferienhaus mitversichert.

Auf welche kann getrost verzichtet werden?

Dr. Otto: Wenn Sie keine großen Wintergärten oder Glaswände haben, kann m. E. auf eine Glasversicherung verzichtet werden.

Warum machen Reetdächer eine Immobilienversicherung so teuer?

Dr. Otto: Das sind zum einen der höhere Anschaffungswert eines Reetdachhauses und zum anderen und in allererster Linie das deutlich höhere Feuerrisiko.

Darüber hinaus ist zu beachten, dass viele Gebäudeversicherer Reetdachhäuser überhaupt nicht versichern.

 

Besondere Tipps für Besitzer einer Ferienimmobilie?

Dr. Otto: Denken Sie bereits bei Bau oder Erwerb des Ferienhauses an die Versicherung! Erkundigen Sie sich bei Kauf einer Gebrauchtimmobilie nach dem Bestehen einer Versicherung. Viele Verträge sind alt und nicht mehr auf dem neuesten Stand. Ich denke auch daran, dass im Laufe der Jahre Anbauten, Nebengebäude, Garagen, Carports oder andere Gebäude bzw. Gebäudebestandteile auf dem Grundstück dazugekommen sind und in der alten Police nicht enthalten waren.

Auch technische Anlagen wie Photovoltaik, Solartherme und andere energetische Veränderungen sind für die Versicherung von Bedeutung.

Sie gehen im Schadensfall leer aus, wenn diese Veränderungen nicht angegeben wurden und damit dem Versicherer nicht bekannt sind.

Und nicht zuletzt: Fragen Sie Ihre Mieter, ob diese eine Privathaftpflichtversicherung haben, damit Sie mögliche Haftungsansprüche gegen diese auch durchsetzen können, wenn mal etwas kaputtgegangen ist. Eine Regelung im Mietvertrag ist da stets zweckmäßig.

Das betrifft auch die Frage nach dem Bestehen einer Hundehalterhaftpflichtversicherung, wenn Ihre Mieter mit einem vierbeinigen Freund anreisen.